(Juli 2025) Die Deutsche Gesellschaft für Telemedizin e. V. (DGTelemed) gab beim Nationalen Fachkongress Telemedizin sieben Finalist:innen die Möglichkeit, sich einem Voting des Publikums zu stellen. Auf den ersten drei Plätzen landeten Projekte aus den Bereichen Kinder-Teleintensivmedizin, Kinder-Notfallmedizin und Demenzversorgung.
Kinder-Teleintensivnetzwerk Sachsen: Ein Gewinner-Projekt mit Signalwirkung
Den ersten Platz belegte das eHealthSax Projekt Kinder Tele-Intensivnetzwerk Sachsen (KidS). KIdS ist ein integriertes Versorgungskonzept für die flächendeckende Sicherstellung hochqualitativer pädiatrischer Notfall- und Intensivmedizin – insbesondere auch in strukturärmeren Regionen. Das Projekt besteht aus vier Modulen:
- Telemedizinnetzwerk für Kindernotfall- und Intensivmedizin mit 16 Partnerkliniken und einer Rehabilitationseinrichtung in Sachsen
- pädiatrischer Intensivtransport zur sicheren Verlegung kritisch kranker oder beatmeter Kinder zwischen den Kliniken im Netzwerk
- Weiterbildung der medizinischen Teams regionaler Partnerkliniken inkl. Peer Review
- Wissenschaftliche Auswertung des Projekts.
Durch telemedizinische Lösungen können die Kolleg:innen der Partnerkliniken 24/7 auf die Expertise pädiatrischer Intensivmediziner:innen aus dem Uniklinikum Dresden zurückgreifen „Durch die Telemedizin bringen wir intensiv- und notfallmedizinisches Wissen in die Fläche“, so Projektleiter Dr. med. Stefan Winkler, Oberarzt der pädiatrischen Intensivstation an der Universitätskinderklinik Dresden. „Wir können Partnerkliniken, die keine eigene Intensivstation haben, rund um die Uhr mit unserem Wissen unterstützen.“
TelEmergency Kids: Telemedizinische Unterstützung für Kinder-Notfälle
Den zweiten Platz erlangte ebenfalls ein Projekt aus der Kinder-Notfallmedizin: TelEmergency Kids: Nicht lebensbedrohlich erkrankte Kinder fallen oft in eine Versorgungslücke – besonders, wenn die Kinderärzt:innen nicht mehr erreichbar sind. Viele Eltern suchen dann die nächstgelegene Notaufnahme auf, auch wenn dort keine Pädiater:innen vor Ort ist. So auch in der Kreisklinik Ebersberg. Mit TelEmergencyKids wird via Telemedizin ein:e Fachärzt:in der München Klinik Schwabing zugeschaltet. „Per Videoübertragung erfolgt eine Einschätzung, ob das Kind vor Ort behandelt werden kann, bei niedergelassenen Kinderärztinnen oder -ärzten vorgestellt oder direkt verlegt werden sollte“, beschreibt Dr. med. Franziska Huber, Ärztin für Innere Medizin an der Kreisklinik Ebersberg, das Projekt. „Telemedizin erspart Familien unnötige Wege und Wartezeiten, entlastet Notaufnahmen und bringt kinderärztliche Expertise direkt in die Fläche.“
H3-Training: Telemedizinische Innovation in der Demenzversorgung
Den dritten Platz belegte das H3-Training des Telemedizinzentrums Hamm – eine telemedizinisch begleitete kognitive Stimulationstherapie für Menschen mit Demenz. Das Projekt setzt den größten Pflegedienst Deutschlands in den Fokus: Pflegende Angehörige. Das H3-Training stärkt diese Gruppe gezielt: Es kombiniert Hörförderung, kognitive Aktivierung und empathische Begleitung. Menschen mit Demenz und Hörminderung trainieren zuhause digital auf dem Tablet – angeleitet von vertrauten Co-Therapeut:innen, oftmals fortgebildete Angehörige. Zugleich werden sie telemedizinisch begleitet – durch Therapeut:innen, die mit Hilfe von KI-basierter Auswertung der Trainingsdaten passgenaue Pläne entwickeln. „Durch das H3-Training entsteht ein neues, vernetztes Versorgungsmodell: wohnortnah, niedrigschwellig und menschlich“, so Prof. Dr. Gregor Hohenberg, wissenschaftliche Leitung des Telemedizinzentrums Hamm sowie Leiter der Stabstelle für Digitalisierung und Wissensmanagement an der Hochschule Hamm-Lippstadt. „Das H3-Training steht für digitale Nähe, Teilhabe und eine sorgende Gesellschaft von morgen.“
Weitere Potenziale der Telemedizin: Ein Überblick der Finalistenprojekte
Weitere Finalist:innen stammten aus den Bereichen Teleradiolgie, Rheumatologie, Neurologie und intersektoraler Kommunikation. Die Auswahl der Finalist:innen zeigt, wie vielseitig Telemedizin zum Einsatz kommen kann und welche Potenziale in ihr schlummern:
- KI -unterstützte teleradiologische Befundung (reif & möller diagnostic network ag): reif & möller setzt seit 2022 bei der Befundung routinemäßig auf KI. Die KI läuft parallel zur „menschlichen“ Befundung und weist schnell auf dringende Befunde hin, die prioritär behandelt werden.
- DiRhIS (BDRh e. V., der BDRh Service GmbH und medicstream GmbH): DiRhIS ist ein Digitales Rheumatologisches Informationssystem, mit dem Behandlungsteams ihre Patient:innen mit laiengerechten und am Behandlungspfad orientierten digitalen Infos versorgen können.
- Brain Status (Cerebri GmbH): In zeitkritischen Situationen existiert aktuell keine allgemein verfügbare Möglichkeit eines Point-of-Care EEG. Brain Status ermöglicht DSGVO-konformen Zugriff auf EEG-Daten über mobile Daten oder WLAN.
- arzt-direkt (Zollsoft GmbH): Es wurde die Telemedizin-Plattform „arzt-direkt“ entwickelt, deren Ökonomie bzgl. Teilnehmerzahlen und Wirtschaftlichkeit die Entwicklung eines telemedizinischen Echtzeit-Konsils ermöglichte.
Quelle: DG Telemed