(September 2022) Die Gesundheitsbranche wird für Gründende in Nordrhein-Westfalen attraktiver. Es werden vor allem mehr Start-ups gegründet, die digitale Produkte und digital unterstützte Dienstleistungen anbieten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Ruhr-Universität Bochum (RUB) in Zusammenarbeit mit dem Healthcare Living Lab.
Auf Basis einer Online-Befragung, Experteninterviews sowie der Auswertung von Datenbanken gibt die Studie einen Überblick der Start-up-Landschaft im Bereich Digital Health und konkrete Empfehlungen, wie man Gründer und Gründerinnen in dieser Branche noch besser fördern könnte. Dazu gehört zum Beispiel eine landesweit zentrale Anlaufstelle. Die Studie ist online: https://www.digihealthstart.nrw/.
Welchen Herausforderungen Gründende begegnen
„Die Anzahl an Gründungen im Bereich Digital Health steigt weiterhin an“, so Prof. Dr. Sebastian Merkel, Inhaber der Juniorprofessur für Gesundheit und E-Health an der RUB. Die Studie identifiziert rund 120 Digital Health Start-ups in ganz NRW. Die angebotenen Produkte und Dienstleistungen sind dabei sehr vielfältig: „Es finden sich unter anderem Plattformansätze für verschiedene Zwecke von der Rekrutierung von Personal über Weiterbildungsangebote bis hin zu digitalen Gesundheitsanwendungen für Prävention oder Therapie“, so Merkel.
Einen Schwerpunkt legt die Studie auf die Erfahrungen der Gründenden und die Herausforderungen, mit denen sie sich konfrontiert sehen. „Hier werden primär Marktzugang und (Re-)Finanzierung genannt“, berichtet Sebastian Merkel. So gestaltet sich der Zugang zu den Akteuren des Gesundheitssektors wie zum Beispiel Kliniken oder niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten oftmals schwierig. Wenngleich ein Großteil der befragten Gründenden Branchenkenntnisse hat, so sehen sie dennoch Nachholbedarf vor allem bei spezifischen Fragen wie etwa den regulatorischen Rahmenbedingungen.
NRW: Attraktiver Gründerstandort mit Ausbaupotenzial
Obwohl die Befragten NRW als Gründungsstandort insgesamt positiv bewerten, sehen sie dennoch Verbesserungspotenziale. So geben sie an, nicht immer zu wissen, an welche Stellen sie sich wenden können, um die branchenspezifischen Informationen zu finden. Zudem zeigen sich regionale Unterschiede: Universitätsstandorte bieten häufig mehr Anlaufstellen.
Die Autoren der Studie werfen auch einen Blick in die Niederlande. Das Nachbarland hat eine lange Tradition Gründende im Bereich Digital Health zu unterstützen. „Im Fokus steht dabei vor allem die enge Kooperation von Start-ups mit Patientinnen, Hochschulen und klinischen Einrichtungen“, berichtet Dr. Andreas Rothgangel, Gründer des Healthcare Living Lab in Düsseldorf. Dabei wird unter anderem auf Kompetenznetzwerke gesetzt: lokale oder regionale Netzwerke, die relevante Akteure zu bestimmten versorgungsrelevanten Themen – etwa kardiovaskuläre Erkrankungen – zusammenbringen.
Vier konkrete Handlungsempfehlungen
Auf Basis der Ergebnisse formulieren die Forschenden vier konkrete Handlungsempfehlungen, um zukünftig ein nachhaltiges und zukunftsweisendes Digital-Health-Ökosystem in NRW aufzubauen:
* Ein kontinuierliches Monitoring mit Fokus auf Digital Health Start-ups
* Aufbau einer zentralen Anlaufstelle und eines NRW-weiten Netzwerks, um den Austausch innerhalb der Gründungslandschaft zu fördern
* Entwicklung von branchenspezifischen Schulungsangeboten für Digital-Health Start-ups
* Erprobung von Kompetenznetzwerken, in denen Start-ups bereits früh mit Patient*innen und Akteuren der Versorgung zusammenkommen
Die Arbeiten wurden gefördert durch das Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen (MWIKE NRW).
Quelle Text: RUB
Quelle Bild: Mirjam Bauer