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Sorge um die Behandlung chronischer Wunden

(April 2020) Silberhaltige und antimikrobiell wirkende Verbandmittel sind seit Jahren ein fester Bestandteil zur Behandlung chronischer Wunden. Im medizinischen Alltag werden mit ihnen auch in komplizierten Fällen beeindruckende Erfolge erzielt, viele wissenschaftliche Studien belegen die Wirksamkeit. Zurzeit wird der erste Entwurf des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) zur Erstattungsfähigkeit dieser Verbandmittel diskutiert.

Als Hersteller betrachtet ConvaTec diesen Entwurf mit großer Sorge. Warum? Es ist dem G-BA leider nicht gelungen, klare Abgrenzungskriterien für Verbandmittel und sonstige Produkte der Wundbehandlung zu verabschieden. Der erste Entwurf der Richtlinie stellt keine Rechtssicherheit über die Erstattungsfähigkeit her. So besteht weiterhin die Gefahr, dass metallbeschichtete, silberhaltige oder antimikrobielle Verbände bald nicht mehr von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet werden. Dies würde Tausende Patientinnen und Patienten von einer erwiesenermaßen wirkungsvollen Behandlung ihrer chronischen Wunden abschneiden. Schon jetzt sorgt das für große Verunsicherung bei allen Beteiligten.

Wirksamkeit wissenschaftlich belegt

Auf die möglichen Nachteile für Patientinnen und Patienten weist auch Prof. Dr. Joachim Dissemond, Oberarzt der Klinik für Dermatologie am Universitätsklinikum Essen, hin. In einer Meta-Analyse[1]  hat er die Wirksamkeit von 39 klinischen Studien untersucht. Eine überwiegende Mehrheit der analysierten Studien hat Vorteile in der Behandlung mit silberhaltigen Verbandmitteln ergeben. Außerdem geht die Meta-Analyse davon aus, dass es „neben der antimikrobiellen Wirkung auch Hinweise darauf gibt, dass der selektive und zeitlich begrenzte Einsatz von Silber die Lebensqualität verbessert und wirtschaftlich ist“. Prof. Dr. Joachim Dissemond stellt fest: „Die Leute wissen nicht genau wo sie stehen, haben Angst vor einer mangelnden Erstattungsfähigkeit.“

Wegen dieser Unsicherheit greifen behandelnde Ärzte für die Versorgung infizierter Wunden teilweise schon jetzt nicht mehr auf silberhaltige Verbandmittel zurück, obwohl diese eine bessere Behandlung gewährleisten würden. Sollte es dem G-BA nicht gelingen, die Verbandmitteldefinition so zu gestalten, dass antimikrobielle und silberhaltige Verbände klar eingeschlossen werden, wären davon bis zu 900.000 Patientinnen und Patienten mit chronischen Wunden betroffen. Die Folgen wären gravierend:  Ohne die speziellen Verbandmittel kommt es öfter zu Infektionen, was zu einer höheren Gabe von Antibiotika führt. Da sich der Behandlungsbedarf intensiviert, steigen auch die Kosten. Für die Patientinnen und Patienten verschlechtert sich nicht nur die medizinische Versorgung, sondern auch ihre Lebensqualität. Das kann nicht im Sinne des Gesetzgebers und der gesetzlichen Krankenkassen sein!

[1] Dissemond J, Böttrich JG, Braunwarth H, Hilt J, Wilken P, Münter C. Evidenz von Silber in der Wundbehandlung – Meta-Analyse der klinischen Studien von 2000-2015. J Dtsch Dermatol Ges 2017; 15: 524-536.

Zu wenig Zeit für Evidenz-Nachweise

Verschärft wird diese Situation dadurch, dass den Produktherstellern viel zu wenig Zeit gelassen wird, um neue Produkte zu entwickeln oder die Evidenz bereits erfolgreich eingesetzter Produkte nach den neuen Kriterien zu belegen. Die neuen Abgrenzungskriterien sollen ein Jahr nach der Verabschiedung in Kraft treten. Diese kurze Übergangsfrist macht es unmöglich, eine eventuell entstehende Versorgungslücke zu schließen und weiter eine bestmögliche Behandlung zu gewährleisten.

Was ist zu tun?

Zum Wohle der Patientinnen und Patienten ist ein intensiverer Austausch zwischen Ärzten, Versorgern, Krankenkassen und dem Gesetzgeber notwendig. Nur so können die bestmöglichen Behandlungsmethoden, Verbandmittel und Arzneimittelprodukte identifiziert werden. Und nur so ist deren Verfügbarkeit sicherzustellen. Für die Abgrenzung der Produkte müssen geeignete Bewertungskriterien entwickelt werden – das ist nur in Zusammenarbeit und im interdisziplinären und intersektoralen Austausch aller beteiligten Fachdisziplinen möglich.

Quelle Text: ConvaTec (Germany) GmbH

Quelle Bild: Tanja Dormels/ConvaTec

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