(Januar 2021) Die Corona-Pandemie zeigt, dass deutsche Kliniken schnell und flexibel auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren können. Aber was bleibt von der transformativen Kraft, wenn die Krise vorbei ist? Eine von Philips in Zusammenarbeit mit der Krankenhaus Düren initiierte Studie ist der Frage nachgegangen, welche Neuerungen sich im Ausnahmezustand als so sinnvoll erwiesen haben.
Im Vordergrund standen Maßnahmen für die interdisziplinäre Patientensteuerung, die Personaleinsatzplanung und -entwicklung sowie die Kommunikation.
Mitte März 2020 appellierte die Bundesregierung an die Krankenhäuser, alle aus medizinischer Sicht nicht dringend notwendigen Operationen zu verschieben und Kapazitäten für die Versorgung von COVID-19-Patientinnen und -Patienten zu schaffen. Nur vier Wochen später zählte das DIVI-Intensivregister über 30.000 Intensivbetten.1 Doch mit dem Aufstocken von Behandlungsplätzen war es nicht getan. Strukturen, Prozesse und Kommunikation mussten neu gedacht werden. Es brauchte Konzepte, um SARS-CoV-2-Infizierte von anderen Patientinnen und Patienten räumlich zu trennen. Schulungen wurden organisiert, um Personal aus anderen Bereichen für den Einsatz auf der Intensivstation vorzubereiten. Viele Krankenhäuser schlossen sich in regionalen Netzwerken zusammen. Kurz: Die Pandemie ließ eine am tatsächlichen Versorgungsbedarf orientierte „Kultur des Ausprobierens und Erfahrung Sammelns“ entstehen, so die Bundesärztekammer.2 Diese Kultur gilt es zu bewahren.
Errungenschaften über die Krise hinaus bewahren
„Mit der Wiederaufnahme des Regelbetriebs droht ein Rückfall in alte Muster. Die vorliegende Arbeit soll dazu beitragen, die Maßnahmen, die sich in der Krise bewährt haben, nachhaltig in der Routine zu verankern. Denn ihr Potenzial ist zu wertvoll, um es zu verschenken“, erklärt Prof. Dr. med. Stefan Schröder, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie am Krankenhaus Düren. Insgesamt setzte sich das Panel aus 22 Vertreterinnen und Vertretern der Ärzteschaft, der Pflege und des Managements sowie Hygienefachkräften aus sechs kommunalen Krankenhäusern aller Versorgungsstufen zusammen – unter ihnen das inmitten des deutschlandweit ersten Hotspots gelegene Städtische Krankenhaus Heinsberg. Ausgehend von der Fragestellung, ob sie auch jenseits des Krisenmodus im Klinikalltag Nutzen stiften können, beurteilten die Expertinnen und Experten 43 in der Pandemie eingeführte Maßnahmen. Diese wurden im weiteren Verlauf des modifizierten Delphie-Verfahrens über ein Bewertungsprinzip auf 14 reduziert, priorisiert und den drei Aktionsfeldern interdisziplinäre Patientensteuerung, Personaleinsatzplanung und -entwicklung sowie Kommunikation zugeordnet.
Als eines der wichtigsten Ergebnisse zeigt die Studie, wie gut es in der ersten Welle gelungen ist, Silodenken zu überwinden und Multiprofessionalität zu leben. „Wenn die Krankenhäuser die Lehren aus der Pandemie langfristig im Versorgungsalltag etablieren, stärkt das die interdisziplinäre Zusammenarbeit über die Sektorengrenzen hinaus“, sagt Studienkoordinatorin Maike Hiller von der Philips Medizinsysteme Böblingen GmbH. Dabei spiele die regionale Vernetzung eine zentrale Rolle. „Patienteninformationen und Daten zu Versorgungskapazitäten müssen intelligent miteinander verknüpft werden und allen an der Versorgung Beteiligten zur Verfügung stehen“, so Hiller.
Eine Zusammenfassung der Studie zum Download gibt es hier: www.aerzteblatt.de
Quelle Text: Philips
1 Presseinformation der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V. (DIVI) vom 20.04.2020
2 Positionspapier der Bundesärztekammer „Digitale Transformation in der Medizin in Pandemiezeiten (Behandlung – Information – Kommunikation – BIK) – Erfahrungen und Perspektiven“. Berlin, 20.05.2020
Quelle Bild: Philips