(März 2018) Im Februar trafen in Köln im Rahmen von „Life Science meets Digital“ Unternehmen aus der Life-Science-Branche auf Digitalisierungsexperten der IT- und Telekommunikationsbranche. In Thinktanks diskutierten sie über die digitale Zukunft des Gesundheitswesens und der Pharmaindustrie.
Mit dabei waren in dieser neunten Auflage des Treffens Manager aus rund 30 Unternehmen, darunter aus Pharmakonzernen wie Pfizer, Novartis oder Merck sowie IT-Unternehmen wie Detecon, SAP oder Oracle. Ein wesentlicher Treiber der Diskussion war die Frage, wie sich die Qualität der medizinischen und pharmazeutischen Versorgung mithilfe von digitalen Lösungen auch in Zukunft sichern lässt. Einig waren sich alle Teilnehmer, dass der Patient stärker in den Mittelpunkt der Services rücken muss.
Vorgestellt wurde unter anderem der Prototyp eines Open-Source-Marktplatzes für Gesundheitslösungen. Dieser „Digital Health Assistant“ wurde gemeinsam von Experten aus Pharma- und IT-Branche konzipiert. Auf diesem offenen Marktplatz können Anbieter von Gesundheitsservices digitale Lösungen für Patienten entwickeln, einstellen und je nach individuellem Bedarf abrufen. So überwacht eine intelligente Tablettendose die richtige und rechtzeitige Einnahme von Medikamenten. Sie informiert den Patienten, wenn er zu einem vorgegebenen Zeitpunkt seine Medikamente nicht entnommen hat. Gleichzeitig registriert die intelligente Medikamentenbox, wann und wieviel entnommen wird und schreibt die Daten zum Beispiel in eine elektronische Patientenakte.
Ein weiterer Service analysiert lokale Wetterdaten, informiert Patienten je nach Krankheitsbild über Risiken und empfiehlt passende Verhaltensweisen. So könnten Asthmatiker entscheiden, ob sie bei zu hoher Feinstaubkonzentration das Haus nicht verlassen oder auf körperliche Anstrengung verzichten.
Ein anderer Thinktank präsentierte mit „ShareMyData4Health“ eine Initiative, die den Wert von Gesundheitsdaten für Patienten steigern will. Patienten können auf einer hierzu konzipierten Plattform ihre Krankheitsdaten anonymisiert daraufhin analysieren lassen, ob und wo bundesweit für dieses Krankheitsbild Forschungsstudien stattfinden. Patienten können sich dann als Teilnehmer an diesen Studien bewerben und somit zeitnah von neuesten Forschungsergebnissen profitieren.
Auch die Blockchain-Technologie lässt sich in der Pharmabranche nutzen, zum Beispiel um Patienten und Unternehmen vor gefälschten Medikamenten zu schützen. So demonstrierte die T-Systems Multimedia Solutions anhand eines Prototypen, wie Medikamentendaten in einer Blockchain abgelegt werden. Will ein Patient wissen, ob ein Medikament echt ist, kann er per Smartphone-App die Herkunft und den Verlauf der Supply Chain nachvollziehen. Gibt es Brüche im Verlauf, wird es sich sehr wahrscheinlich um ein gefälschtes Medikament handeln.
Zudem rückt die Connected-Health-Initiative den Patienten in den Mittelpunkt. Die Idee ist es, einen Brückenschlag für die bisher verteilten Gesundheitsinformationen von niedergelassenen Ärzten, Krankenhäusern, betrieblichen Gesundheitsdaten und eigenen Fitnessdaten von Wearables und Fitness-Apps zusammenzuführen. Gibt der Patient diese Informationen etwa bei einem Arztbesuch frei, könnte ein besseres Gesamtbild der Gesundheitsdaten entstehen. So ließen sich auch überflüssige Mehrfachuntersuchungen vermeiden. Aus aktuellen Fitnessdaten könnte vielleicht auch auf Herzinfarktrisiken geschlossen werden.
„Life Science meets Digital“ findet auf Initiative der Managementberatung Detecon statt. Sie versteht sich als unternehmens- und branchenübergreifendes Netzwerk, das Experten aus Pharma und Gesundheitswesen sowie von Digitalisierungsunternehmen zusammenbringt, um Grundlagen für kooperative Projekte zu entwickeln. In diesem Jahr trafen sich die Teilnehmer in der Detecon-Zentrale in Köln.
Quelle Text und Bild: Detecon