(Januar 2020) Aktuelle Herausforderungen, zukunftsprägende Entwicklungen und praktische Lösungen: Die Auswirkungen des digitalen Wandels auf den Gesundheitsmarkt standen im Mittelpunkt der Fachveranstaltung „Das digitale Krankenhaus“. Das Management Forum Starnberg hatte im Dezember 2019 ein spannendes Programm mit Vorträgen und Diskussionen rund um die Transformation in der Versorgung zusammengestellt.
Bereits zum vierten Mal fand die Veranstaltung am Nürnberger Flughafen / Maritim Hotel statt. Neben Chancen und Risiken der Digitalisierung im vernetzten Gesundheitswesen zeigten Experten ihre Strategien für das Krankenhaus der Zukunft auf. Sie diskutierten Trends der digitalen Transformation, stellten aktuelle Anwendungen künstlicher Intelligenz in der Praxis vor und behandelten zentrale Themen wie Clinical Decision Support, IT-Service-Management sowie digitale, anwenderorientierte Lösungen in der Medizintechnik.
In einem aktuellen Praxisbericht referierte Tobias Sauer, Leiter Medizintechnik, über die digitalen, anwenderorientierten Lösungen, die am neuen Rhön Klinikum Campus Bad Neustadt zum Einsatz kommen. Seine Vision ist eine ganzheitliche Gesundheitsversorgung mit modernster Medizintechnik, die den Herausforderungen wie Personalmangel, den wachsenden Patientenansprüchen und der Ambulantisierung gerecht wird. Er stellte als Anwendungsbeispiel eine Videomanagementlösung im OP vor – mit der Zentralisierung von Bildmanagement und Worklist.
Wolfgang Haag, Betriebsleiter der Gebäudereinigung GmbH am Universitätsklinikum Bonn, präsentierte die neue Lösung für die dezentrale Bettenaufbereitung. Für das Bett, das er mit Augenzwinkern als häufig vergessenes Medizinprodukt bezeichnete, und insbesondere dessen Aufbereitung sei ein Umdenken nötig, da sämtliche Prozesse rund um diesen Service bisher viel zu analog seien. Dabei ständen die Sicherheit für Patienten und Personal sowie Wirtschaftlichkeit im Vordergrund. Durch Nutzung eines intuitiven Hygiene-Prozessmanagement-Systems würden alle Anforderungen erfüllt und Transparenz geschaffen. Das Clinaris-System sei digital, selbsterklärend, robust und sicher, nach fast vier Monaten Einsatz überzeuge insbesondere die gute Übersicht und Ressourcensteuerung.
Auch im Klinikeinkauf steht die Digitale Transformation weit vorn auf der Agenda: Stefan Krojer, Gründer von Zukunft Krankenhaus-Einkauf, berichtete von neuen Technologien, die Geld sparen und bestens informieren. Für die Zukunft müsse man den Einkauf völlig neu denken, denn insbesondere nach dem Stichtag der MDR-Einführung könne es ab Mai 2020 zu Lieferengpässen kommen. Besser sei es, so früh wie möglich vorzusorgen. Seine Idee ist ein Hub mit einer serviceorientierten Plattform für das Ökosystem des Einkaufs, smarte Liefersicherheit sei beispielsweise durch Crowdsourcing möglich.
Prof. Dr. David Matusiewicz, Dekan für Gesundheitsmanagement an der FOM – Hochschule für Ökonomie und Management, erklärte, aufgrund der digitalen Transformation habe nichts lange Bestand, auch die Berufe veränderten sich. Auch er hält das heutige Gesundheitswesen für viel zu analog und für zu sehr kurativ ausgerichtet. Die Frage, ob Künstliche Intelligenz (KI) im Krankenhaus „Hype oder Zukunftstechnologie“ sei, beantwortete Dr. Franz MJ Pfister, MSc, MBA, Mediziner, Datenwissenschaftler und Unternehmer. Er resümierte, dass erste vielversprechende KI-Applikationen in Krankenhäusern das Potenzial zur Zukunftstechnologie hätten. Herausforderung seien dabei noch die Datenverfügbarkeit und -sicherheit, die klinische Validierung, die Standards in der regulatorischen Zulassung sowie die Integration in Workflows. Mit Piloten könne man Erfahrungswerte generieren. Dabei müssten sowohl der klinische Nutzen als auch der ökonomische Benefit belegt werden. Dr. Anke Diehl, Digital Change Managerin bei der Universitätsmedizin Essen, berichtete, wie das Smart-Hospital mit dem klinikeigenen Patienten-Portal „SHoPP“ Information, Partizipation und Empowerment des Patienten fördere. Dieses sei für die Zeit vor, während und nach Klinikaufenthalten angelegt, sogar mit strukturierten Daten.
Die neue Genossenschaft „Digital Health Transformation“ als Zusammenschluss von Versorgern in Deutschland wird im ersten Quartal 2020 starten, kündigte Jared Sebhatu an. Sie soll Innovation in Krankenhäuser bringen, Handlungsfelder definieren und Technologien scouten, pilotieren und evaluieren. Die Mitglieder bleiben dabei unabhängig.
Die Veranstaltung endete mit einem Fazit des Moderators Nils Birschmann: „Monolithische Krankenhausinformationsysteme wird es künftig nicht mehr geben; die KI im Krankenhaus kommt vermehrt und unterstützt, vor allem über Machine-Learning-Anwendungen; Daten- und Schnittstellenmanagement bleiben immer noch nötig.“ Der Kommunikator des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt gab bekannt, dass die nächste Auflage der Fachkonferenz „Das digitale Krankenhaus“ erstmals in Köln beim DLR stattfinde – den Termin 9. bis 10. Dezember dürfen sich Interessierte schon vormerken.
Quelle Bild und Text: Mirjam Bauer