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StartEventberichteNutzen der Digitalisierung im Gesundheitswesen

Nutzen der Digitalisierung im Gesundheitswesen

(Oktober 2025) Sind digitale Gesundheitsdaten der Schlüssel zu einer besseren Medizin? Darüber diskutierten mehr als 300 Expertinnen und Experten beim Symposium der Medizininformatik-Initiative (MII) am 11. September 2025 in Jena. Unter dem Motto „Von der Region nach Europa: Gesundheitsdaten nutzen – Forschung stärken – Versorgung verbessern“ gab die MII spannende Einblicke in aktuelle Entwicklungen, konkrete Forschungsergebnisse und Perspektiven rund um die Nutzung von Gesundheitsdaten in Deutschland und Europa. Eröffnet wurde das Symposium von Katharina Peter, Leiterin der Unterabteilung Technologien in den Lebenswissenschaften im Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR), das die MII seit 2015 fördert.

Schlüssel zur vernetzten Gesundheitsforschung

„Die Medizininformatik-Initiative zeigt eindrucksvoll, wie man mit harmonisierten Daten und intelligenten Algorithmen Krankheiten besser erforschen kann. Dazu haben wir in der MII eine leistungsfähige Dateninfrastruktur aufgebaut, die medizinische Datensätze aus der Universitätsmedizin verknüpft und intelligent nutzt“, betonte Sebastian C. Semler, Leiter der Koordinationsstelle der MII.

Dr. Frank Wissing, Generalsekretär des Medizinischen Fakultätentages (MFT), ergänzte: „Gesundheitsdaten fallen nicht vom Himmel: Der Kontext, der Prozess und die Anreize zur Datengenerierung haben maßgeblichen Einfluss auf deren Nutzbarkeit. Das behalten wir bei der MII im Blick.“

Impact der Digitalisierung auf die Versorgung

Auf dem Symposium präsentierten Forschende erstmals aktuelle, mit MII-Daten erzeugte Ergebnisse aus Klinik und Wissenschaft, die einen Impact auf die Patientenversorgung haben. Insbesondere die sichere und wirksame Medikation zählt zu den zentralen Herausforderungen einer patientenzentrierten Gesundheitsversorgung. Anhand mehrerer Anwendungsbeispiele mit MII-Daten konnte gezeigt werden, wie die Verordnung, Verträglichkeit und Wirksamkeit von Arzneimitteln mit Real-World-Daten verbessert werden kann.

Das Projekt POLAR_MI konnte zeigen, wie sich Gesundheitsrisiken bei Patientinnen und Patienten mit Polymedikation erkennen lassen. Die Analyse von Routinedaten von mehr als 700.000 Behandlungsfällen aus zehn Universitätskliniken legte offen, dass fast 38 Prozent der älteren Patientinnen und Patienten ab 65 Jahren mindestens ein potenziell ungeeignetes Medikament gemäß PRISCUS-Liste erhielten. Weiterhin wurde untersucht, ob arzneimittelbedingte Blutungen im Magen-Darmtrakt (Gastrointestinaltrakt) und Unterzuckerungen (Hypoglykämien) erkennbar und vorhersehbar sind. Die Analysen zeigen, dass rund 1,2 Prozent der Patientinnen und Patienten gastrointestinale Blutungen erlitten, etwa 3 Prozent Hypoglykämien. „Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die von der MII geschaffene Infrastruktur für Studien zur Arzneimitteltherapiesicherheit und künftige Pharmakovigilanz-Studien genutzt werden können mit dem Ziel, die Patientensicherheit und das -befinden zu verbessern“, erläuterte der Projektleiter Prof. Dr. Markus Löffler von der Universität Leipzig. Die DIZ-basierten Studien wären ohne MII nicht möglich gewesen, und schaffen Voraussetzungen für weitere, übergreifende Studien, auch aus anderen Fragestellungen heraus. Dies dürfte ein hohes internationales Interesse nach sich ziehen, so Löffler weiter. Er hob hervor, dass es gelungen sei, einen motivierenden, kooperativen Spirit aller Beteiligten – Apotheker, Pharmakologinnen, Informatiker, Biometrikerinnen und des DIZ – herzustellen.

Leistungsfähigkeit der MII

Weiterhin wurden im Rahmen des MII-Symposiums Ergebnisse einer internationalen Real-World-Evidence-Studie vorgestellt. Die Studie analysierte Trends in der Nutzung von Medikamenten mit vermuteten Engpässen anhand von 52 Real-World-Datenbanken aus 18 Ländern – darunter Datenintegrationszentren der MII. Anhand der Echtzeit-Medikationsdaten ließen sich deutliche Rückgänge in der Nutzung betroffener Substanzen – teils um mehr als ein Drittel – sowie länderspezifische Unterschiede bei Dosierung und Behandlungsdauer beobachten.

„Die Ergebnisse verdeutlichen, dass sich Medikamentenengpässe messbar auf die Versorgung auswirken und internationale Datenanalysen unverzichtbar sind, um Muster zu erkennen und Strategien zu entwickeln“, betonte Dr. Ines Reinecke, Universitätsklinikum Dresden, die die Studie beim Symposium vorstellte. „Die Beteiligung deutscher Universitätskliniken zeigt zugleich, wie anschlussfähig und leistungsstark die durch die MII geschaffene Infrastruktur bereits heute ist.“

MII – Grundlagen für den Gesundheitsdatenraum

In einem Panelgespräch am Vorabend des Symposiums wurde über Deutschlands Weg zum European Health Data Space (EHDS) diskutiert. „Perspektivisch könnte die MII mit ihrem Forschungsdatenportal für Gesundheit (FDPG) ein wichtiger Baustein in der Gesundheitsdatenarchitektur des EHDS sein“, erläuterte TMF-Geschäftsführer und Leiter der MII-Koordinationsstelle Sebastian C. Semler. Mit der gemeinsamen Standardisierung der Daten in der MII und mit dem FDPG wurde schon viel Vorarbeit geleistet. Die Umsetzung des EHDS kann aus Sicht der TMF nur gelingen, wenn Wissenschaft, Industrie, Behörden und weitere zentrale Stakeholder eng zusammenarbeite.
Das nächste MII-Symposium ist für den 24/.25. März 2026 in Berlin geplant.

Quelle: TMF / Mirjam Bauer

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