(Oktober 2017) Zur Jubiläumstagung unter dem Motto „Klinische Arbeitsplatzsysteme auf Station – Wohin geht die Reise?“ kamen rund 220 Teilnehmer in der Uniklinik Mainz zusammen. Um die Anforderungen der Zukunft, abgekürzt „KAS 2020“, drehten sich an zwei Tagen zahlreiche spannende Vorträge und Diskussionen.
In einer Zeit des digitalen Wandels stellte der Bundesverband KHIT e. V. auch seine neuen Aktivitäten auf Facebook und Twitter vor. Eine Befragung zur Anwenderzufriedenheit mit klinischen IT-Systemen, durchgeführt von Prof. Dr. Anke Simon, Studiengangsleiterin BWL, Gesundheitsmanagement und Angewandte Gesundheitswissenschaften für Pflege an der DHBW Stuttgart, brachte zu Tage: 30-40 Prozent der Ärzte sind nicht zufrieden mit der Benutzerfreundlichkeit. Das pflegende Personal vergab immerhin etwas bessere Noten. Ein Grund für die kritische Beurteilung mag in der Komplexität der Krankenhausprozesse liegen – wenn auch die Systeme die Abläufe bereits recht gut abbilden. In der Software selbst sind es oft zu viele Eingabeschritte, die die Anwender stören. Zum Glück gibt es kein per se schlechtes oder gutes System – und: der Support der Anbieter wird durchweg gelobt.
Die Vergrößerung der Bildschirmdiagonalen führe nicht automatisch zu bedienerfreundlichen Oberflächen, erläuterte Thomas Kleemann eines der Defizite heutiger Softwaresysteme (KAS). Der IT-Leiter des Klinikums Ingolstadt „könnte Bücher darüber schreiben“ und wartete mit einer Menge üblicher Vorurteile auf: „Es gibt jedoch Lösungen, die funktionieren.“ Gertrud Türk-Ihli, IT Leiterin der Medius-Kliniken in Nürtingen, zeigte ein positives Beispiel auf. Über sinnvolle Standardprozesse auf Station, wie mobile Visite, Closed-Loop-Prozesse in der Pflege und erhöhte Dokumentation, stieg die Qualität der Leistung des Hauses. So wurde die Klinik erstmalig in Deutschland im Jahr 2017 mit dem EMRAM-Level 6 der HIMSS für den Durchdringungsgrad elektronischer Patienteninformationen ausgezeichnet; 2016 erhielt sie bereits einen Award für den Einsatz der GS1-Barcodes.
Auch Informationen zum neuen IT-Sicherheitsgesetz standen in Mainz auf der Agenda. Thorsten Schütz, IT-Leiter des Klinikums Itzehoe, beleuchtete das seit 30. Juni für den Bereich Gesundheit in Kraft getretene Gesetz. Krankenhäuser mit mehr als 30.000 vollstationären Behandlungsfällen – ambulante Fälle sind nicht ausschlaggebend – sind hier in der Pflicht. Bis zum 31.12. 2017 sollen diese Häuser eine Kontaktstelle einrichten. Dazu gibt es eine praxistaugliche Handlungsempfehlung des Branchenarbeitskreises mit Management Summary, so Schütz. Er empfahl ferner, sich für aktuelle Informationen bei KRITIS anzumelden. Auf gefährliche Viren wie WannaCry wird dort frühzeitig hingewiesen.
Was bleibt?
Eine spannende Tagung mit viel Input und dem Dank an zahlreiche Beteiligte, die im Ehrenamt für den Verband tätig sind: „Die Tagung bot einen Mix aus Information, Networking und Spaß“, urteilt Dr. Stefan Walther, ehemaliger IT-Leiter des Universitätsklinikums Düsseldorf. Auch Michael Franz, Prokurist der CGM und Tagungs-Förderer der ersten Stunde, ist dabei, weil es einfach sein müsse. Der Kontakt auf Augenhöhe mit den Anwendern und Experten schaffe gemeinsame Lösungen.
So hoffen wir auf die künftigen „KAS2020“-Softwareangebote und auch auf die Kliniken, die hinsichtlich ihrer Prozesse anders aufgestellt sein müssen als heute. „Sieger“ werden diejenigen sein, die sich mit engagiertem und qualifiziertem Personal, mit Eigeninitiative und Mut zur Innovation vernetzen. „Kleine agile Firmen werden dabei helfen, Teillösungen zu schaffen, denn die Zeit der umfassenden Krankenhausinformationssysteme ist vorbei“, so Thomas Kleemann.
Quelle Text und Bild: Mirjam Bauer