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Interview zur Corona-Krise: „Schluss mit dem Desinfektionswahn“

(Mai 2020) Die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus haben den Alltag in Deutschland fest im Griff: Nach dem Aufheben der wochenlangen Ausgangsbeschränkungen gelten in vielen Bundesländern nach wie vor Kontaktverbote, im Nahverkehr und Einzelhandel müssen Schutzmasken getragen werden. Und jeder braucht scheinbar literweise Desinfektionsmittel, um durch die Krise zu kommen…

„Wer hygienisch reinigt, der muss nicht desinfizieren. Schon gar nicht in seinem privaten Umfeld“, betonen die Hygiene-Experten Robert und Marco Wiedemann aus Altenstadt/Bayern und stellen klar: „Wir sehen das wie das Robert-Koch-Institut: Ob Flächen überhaupt desinfiziert werden sollten, muss im Einzelfall entschieden werden und hängt davon ab, wie intensiv der Kontakt zu Erkrankten war. In der Regel reicht eine effiziente Reinigung völlig aus.“ Die Wiedemanns sind Geschäftsführer der beam GmbH – Dampfsaugsysteme ohne Chemie. Hier ein Interview mit den beiden Experten:

Was ist falsch am Desinfizieren?
Robert Wiedemann: Ich verstehe die Hysterie nicht! Gerade im privaten Haushalt sind Desinfektionsprodukte nicht nur überflüssig, im schlimmsten Fall können sie hier sogar schädlich sein. Desinfektionsmittel belasten die Umwelt und bergen gesundheitliche Risiken. Sie zerstören Bakterienstämme, die extrem wichtig für unsere Organismen sind und können darüber hinaus zu Antibiotika-Resistenzen führen. Das betont auch die Verbraucherzentrale Hamburg. Im privaten Umfeld sollten Desinfektionsmittel nur in Ausnahmefällen eingesetzt werden. Um Effekte erzielen zu können, müssen die Oberflächen von Fettablagerungen befreit werden, also über die hygienische Reinigung – andernfalls besteht Verschleppungsgefahr.
Reinigen reicht laut Experten im privaten Umfeld allemal. Denken Sie ans Händewaschen. Wer hier die Empfehlung des Robert-Koch-Instituts einhält, die 20-bis-30-Sekunden-Regel beachtet, Seife benutzt und seine Hände nachher gründlich abtrocknet, der braucht in der Regel keine Handdesinfektion; schon gar nicht alle zwei Stunden. Sofern keine Covid-Erkrankung im Haushalt vorliegt, hält das Robert-Koch-Institut eine routinemäßige Flächendesinfektion in häuslichen oder öffentlichen Bereichen nicht für sinnvoll. Hier raten die Experten des RKI stattdessen explizit zu einer angemessenen Reinigung.
Viele setzen trotzdem auf die Chemiekeule?
Robert Wiedemann: Leider. Auch in etlichen Unternehmen wird zu viel Chemie eingesetzt und häufig falsch angewendet, sodass die Wirkung komplett verfehlt wird. Auch hier wird übersehen, dass vor jeder Desinfektion unbedingt eine effiziente Reinigung stehen muss. Desinfiziert werden sollte nur dort, wo es auch wirklich sinnvoll ist. Und wenn es sinnvoll ist, dann ist es in der Regel vorgeschrieben. Ansonsten reicht eine hygienische Reinigung völlig aus.
Wann ist eine Reinigung hygienisch?
Robert Wiedemann: Immer dann, wenn der Reinigungsprozess wirklich etwas bringt, Flächen also nicht nur optisch sauber sind, sondern auch nachweislich Bakterien und Keime beseitigt oder abgetötet wurden. Oder Viren wie der Corona SARS-CoV2 inaktiviert wurden, wie das offiziell heißt. Dafür gibt es unterschiedliche Methoden und für die Nachweise verschiedene Testverfahren.
Wie wird sich die Corona-Krise auf unser Reinigungsverhalten auswirken?
Marco Wiedemann: Corona macht klar: Wir können bei der Reinigung nicht so weitermachen wie bisher. Neue Herausforderungen erfordern auch innovative Lösungen – egal, ob in Privathaushalten oder in Unternehmen. Die Menschen sind nun viel stärker für Hygienethemen sensibilisiert – und das ist gut so. Ein Beispiel: Wenn Sie beim Einkaufen sehen, wie ein Angestellter in einem Laden oder Café mit einem nicht mehr ganz so sauberen Putzlappen herumwischt und diesen immer wieder im Eimer auswringt… Da haben Sie einfach kein gutes Gefühl und bezweifeln, ob es wirklich sauber ist. Vor Corona hätten Sie vielleicht darüber hinweg sehen. Jetzt nicht mehr, denn das wird nicht mehr der neuen Sensibilität in Sachen Hygiene gerecht.
Um auf Nummer sicher zu gehen, sollte man Dampfsaugsysteme kaufen?
Marco Wiedemann: Natürlich freuen wir uns über steigende Verkaufszahlen, aber es geht um viel mehr. Nämlich darum, dass sich die Menschen ernsthaft Gedanken machen und überlegen, wie wichtig ihnen die Hygiene ist: privat und am Arbeitsplatz. Wer sich intensiv mit dieser Frage auseinandersetzt, der wird sich automatisch mit Dampf beschäftigen und feststellen, dass damit gute Reinigungswirkung erzielt werden kann – natürliche und schonend. Leistungsstarke Dampfsaugsysteme arbeiten mit heißem Trockendampf und entfernen nicht nur hartnäckigen Schmutz rückstandslos. Sie machen auch Schluss mit Krankheitserregern, das ist wissenschaftlich belegt: Bei richtiger Anwendung töten sie 99,9 Prozent an Keimen und Bakterien ab und inaktivieren auch Viren wirkungsvoll.
Hatten wir in Deutschland bisher ein Hygiene-Problem?
Robert Wiedemann: Ja, definitiv. Schauen Sie sich doch allein das Umfeld der Gebäudereinigung an: Hier liegt der Fehler eindeutig im System. Als Reinigungsfirma müssen Sie den günstigsten Preis pro Quadratmeter abgeben, dann bekommen Sie den Auftrag. Ob Sie es dann in der vorgegebenen Zeit mit Ihrem Personal schaffen, die Flächen richtig zu reinigen, das ist dem Controller ihres Auftraggebers völlig egal. Durch Corona haben wir jetzt zum Glück den „Hallo-Wach-Effekt“. Jetzt sollte keiner mehr fragen, ob der Quadratmeter 50 Cent mehr oder weniger gekostet hat. Jetzt geht es darum, die Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und Kunden zu schützen und darum, ob Patienten oder auch die  Bewohner von Pflegeheimen überleben oder sterben. Jetzt zählt plötzlich das Reinigungsergebnis. Und alle Unternehmen sind gefordert, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Hilfe von geeigneten Hygienemaßnahmen vor einer Infektion zu schützen.
Also eine gute Entwicklung für die Sensibilisierung?
Robert Wiedemann: In der Tat, aber das ist noch ein weiter Weg. Was mir in der aktuellen Diskussion fehlt, ist die Anerkennung und Wertschätzung von Reinigungskräften. Corona verdeutlicht: Reinigungskräfte sind genauso wichtig wie Krankenpfleger oder Verkäufer. Ihre Arbeit trägt zur Gesunderhaltung aller bei. Durch die Krise stehen jetzt die Pflegekräfte im Fokus. Sie bekommen zwar viel Applaus und mehr öffentliche Anerkennung, aber adäquat bezahlt werden sie noch lange nicht. Und die Reinigungskräfte stehen in der Rangfolge noch weiter hinten.
Werden Dampfsaugsysteme den hohen Hygieneanforderungen im Gewerbe und in der Industrie gerecht?
Robert Wiedemann: Selbstverständlich. Unsere Geräte sind HACCP-zertifiziert und damit für den Einsatz in der Lebensmittelproduktion oder im medizinischen Umfeld zugelassen. Sie erreichen auch Top-Werte beim Vier-Felder-Test, der bestätigt, dass Keime und Bakterien zu 99,9 Prozent abgetötet werden. Außerdem werden Viren wirkungsvoll inaktiviert. Natürlich gibt es besonders sensible Arbeitsbereiche, in denen eine Desinfektion oder sogar eine Sterilisation unumgänglich und ganz klar vorgeschrieben sind. Das sind zum Beispiel Operationssäle und Intensivstationen in Kliniken oder die Produktionsstätten von Pharmaherstellern. Auch, wenn in einem Pflegeheim ein Bewohner verstorben ist, muss sein Zimmer natürlich desinfiziert werden. Aber auch hier gilt: Desinfektionsprodukte sind nur dann wirkungsvoll, wenn die Flächen zuvor hygienisch gereinigt wurden. Dank des extrem hohen Reinigungsgrades ist die Reinigung mit Dampfsaugsystemen die ideale Vorbereitung für eine spätere Desinfektion.
In Bezug auf den Infektionsschutz müssen insbesondere Arbeitgeber derzeit darauf achten, dass sich ihre Mitarbeiter*innen nicht gegenseitig anstecken. Mundschutz und Abstandsregel reichen da nicht, welche Tipps haben Sie?
Marco Wiedemann: Egal in welchem betrieblichen Umfeld: Es muss einfach hygienisch gereinigt werden. Hygienisch reinigen heißt: Nicht alibimäßig wischen, sondern es muss nach dem Reinigungsvorgang wirklich sauber sein. Das gilt übrigens nicht nur für die Kontaktflächen im direkten Arbeitsumfeld wie Türgriffe und Lichtschalter. Man darf die Büro-, Sozial- und Sanitärräume nicht vergessen. Die Mitarbeiter können noch so viel Abstand zueinander halten, Masken tragen und im Schichtbetrieb arbeiten. Das bringt alles nichts, wenn nicht auch die Toiletten oder die gemeinsam genutzte Küche regelmäßig hygienisch gereinigt werden. Unternehmen sind hier in der Pflicht, für höchste Arbeitssicherheit zu sorgen.
Haben Sie auch Tipps für diejenigen, die in Zukunft im privaten Umfeld mit Dampf reinigen wollen?
Marco Wiedemann: Ganz wichtig: Man sollte hier von Anfang an ganz klar auf Dampfsaugsysteme und nicht auf Dampfreiniger, wie man sie von früher kennt, setzen. Die alten Geräte arbeiten mit Wischtüchern, sodass Schmutz und Keime eher verteilt werden, schon haben wir wieder die vorhin bereits angesprochene Verschleppung. Dampfsauger dagegen dampfen, wischen, saugen und töten Keime in einem Schritt ab, so werden Krankheitserreger auch wirklich rückstandslos entfernt. Gute Geräte zeichnen sich durch hochwertiges Zubehör und eine hohe Leistung aus. So können auch wirklich alle Materialien optimal gereinigt werden. Im Idealfall sind Dampfsauger auch mit einem sogenannten UVC-Blaulichtfilter ausgestattet, der Keime und Bakterien abtötet und auch die Luft effizient säubert.
Profitieren Sie als Hersteller von Dampfsaugsystemen von der Krise?
Robert Wiedemann: Es wäre schön, wenn ich das sagen könnte. Momentan leiden wir, wie viele andere Unternehmen auch, unter den Kontaktbeschränkungen. Quasi alle Publikums- und Fachmessen wurden abgesagt, dieses Geschäft ist uns komplett weggebrochen. Aufgrund der Kontaktbeschränkungen können unsere Außendienstmitarbeiter die Geräte nicht live vor Ort vorführen. Auf diese Situation haben wir aber reagiert und bieten solche Termine jetzt über Skype bei uns in der Ausstellungshalle an. Das kommt super an. Langfristig sehen wir hier eine gute Chance, denn die Anfragen sind vorhanden. Viele Betriebe nutzen die Krise, um ihre Prozesse zu überdenken. Gerade Verkehrsunternehmen, Speditionen oder Einzelhändler wollen in Bezug auf die Reinigung nicht mehr so weitermachen wie bisher.
Sind Sie lieferfähig?
Robert Wiedemann: Glücklicherweise ja. Im Vergleich zu anderen Herstellern kommt uns dabei zugute, dass unsere elektronischen Komponenten nicht aus China, sondern aus Europa stammen. Außerdem dürfen wir die Produktion in Italien aufrechterhalten, weil unsere Dampfsaugsysteme von der italienischen Regierung als systemrelevant eingestuft wurden. Wir sind also bestens gewappnet.
Das Interview führte Laura Jocham.
Quelle Text: beam GmbH
Quelle Bild: Lukas Schule/beam GmbH
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