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Fachtagung fbmt 2023 in Göttingen: Trends und Entwicklungen

(Dezember 2023) Im November 2023 fand die Fachtagung des fbmt in Göttingen statt. Zahlreiche Referenten gaben Einblick in aktuelle Trends und Entwicklungen der Medizintechnik, wie Sie im Bericht nachfolgend lesen. Im kommenden Jahr 2024 wird die Tagung in Gelsenkirchen stattfinden.

Der Fachverband Biomedizinische Technik setzt sich seit nun fast 40 Jahren für Beschäftigte im Bereich Medizintechnik ein. Viele der Mitglieder kennen sich seit Jahren. Zugleich kommen Gäste und Neumitglieder schnell miteinander ins Gespräch. Und am 23. November 2023 war es wieder so weit: Diesmal fand das Jahrestreffen des fbmt in Göttingen statt. Das umfangreiche und spannende Programm für 100 angemeldete Besucher der Tagung war die weite Reise wert.

Nach der Eröffnung durch die fbmt-Präsidentin Dubravka Maljevic startete Dipl-Ing. Georg Woditsch mit einem Impulsvortrag zum Thema “Transformation in der Medizintechnik”. Er empfahl praxisnah mehr Bereitschaft zu gegenseitiger Zuständigkeit für Anwenderprobleme der Medizin- und Informationstechnik. Denn häufig arbeiten die Abteilungen IT und Medizintechnik in Kliniken streng getrennt. Doch Woditsch stellte klar, dass trotz unterschiedlicher Denk- und Gerätemuster stets der Anwender und Patient im Fokus stehen muss.

Gedenken an Vera Dammann

Anschließend gab Manfred Kindler einen historischen Einblick zur Vera Dammann. Sie war von der Gründung bis zu ihrem Tod im Jahr 2013 stets Gestalterin und Kontaktfrau für die gute Entwicklung des fbmt. Zugleich setzte sie sich unermüdlich für Wissenstransfer und Weiterbildung in der Medizintechnik ein. Dabei überraschte  Kindler sowohl mit seinem umfangreichen Archiv an originalen Dokumenten und Bildern zu Vera Dammann als auch zur Gründung und Entwicklung des fbmt.

Im Anschluss darauf wurden die diesjährigen Preisträger des Vera-Dammann-Preises vorgestellt. Dieser Preis wird jährlich für herausragende wissenschaftliche Leistungen im Bereich Medizintechnik im Krankenhaus vergeben. Die Auswahl der Preisträger erfolgt durch eine hochkarätig besetzte Jury mit Fachleuten aus dem ganzen Bundesgebiet. Der dritte Platz ging dieses Jahr an Veronika Hofmann. Sie befasst sich mit Exoskeletten und deren Anwendung in der Landwirtschaft. Dario Léon Merten belegt den zweiten Platz. Sein Thema ist die Entwicklung einer Strategie zur Ausfallsvorhersage für bildgebende Systeme am Beispiel der BG Kliniken.

Laudatio und Preisträger

Prof. Dr. Ing. Claus Backhaus von der FH Münster sprach danach die Laudatio zum diesjährigen ersten Platz des Vera-Dammann Preises. Dieser ging an Maximilian Kehmann. Er befasste sich mit der Entwicklung eines Prüfstands in Säuglingsinkubatoren. Darin unternahm er Untersuchungen der mikroklimatischen Veränderungen. Von ca. 718.000 Geburten in Deutschland pro Jahr sind knapp 5,5% Frühchen. 3039 davon gelten mit Geburt vor Schwangerschaftswoche 28 als extreme Frühchen. In seinem Vortrag zeigte war, welche Herausforderungen für exakte Messwerterfassung für Temperatur, Luftfeuchte und Luftgeschwindigkeit nebst drahtloser Fernübertragung der Messwerte gemeistert wurden.

Technologiepartnerschaft Dräger TGM

Im Anschluss darauf sprach Bernhard Schenk über Technologiepartnerschaften in der Medizintechnik. Er ist Geschäftsführer der Dräger TGM in Lübeck. Hierbei machte er deutlich, vor welchen Herausforderungen Kliniken, Betreiber und Anwender stehen. Eine seiner Kernaussagen war, dass Technologie die Komplexität nicht stetig erhöhen darf, sondern Technologie die Komplexität reduzieren muss. Er erläuterte die Vorteile, Nachteile und Chancen der Technologiepartnerschaft und er machte klar, dass der Auftraggeber trotz Technologiepartnerschaft das Zepter in der Hand und die Bereitschaft zur Lenkung haben muss. Zugleich muss laut ihm Ziel sein, Herausforderungen gemeinsam zu lösen.

CAFM-Wechsel im laufenden Betrieb

Ebenfalls mit großem Interesse verfolgten die knapp 100 Zuhörer den Vortrag von Heike Lösing und Fabian Klopfleisch. Beide sind für die Asklepios tätig. Deren Thema ist die Implementierung eines CAFM-Systems im laufenden Betrieb. CAFM heißt Computer-Aided Facility Management und meint vereinfacht die digitale Geräte- und Bestandsverwaltung. Nach ihrer Meinung muss ein CAFM-System sowohl zu Haus und Anwender passen als auch anpassbar für künftige Anwendungen sein. Die beiden Referenten stellten ihre Strategie für den komplexen Datenumzug vor. Zugleich wurde zum weiteren, gemeinsamen Erfahrungsaustausch eingeladen.

Aktueller Röntgenreport

Gegen 18 Uhr stellte Fabian Marr von der TÜV Rheinland Industrie Service GmbH den aktuellen Röntgenreport vor. Detailliert erläuterte er die Datenlage sowie Ursachen und Lösungsmöglichkeiten der häufigsten Mängel. Zugleich blickte er mit den Zuhörern in den technischen Wandel radiologischer Anlagen. Unter anderem stellen neue Technologien wie Streaming und Teleradiologie sowie der zunehmende Fachkräftemangel durch aktuelle Standards und Rechtsgrundlagen vor Herausforderungen.

Bei einem gemeinsamen Abendessen und zwei faszinierenden Darbietungen durch den Mentalisten Jan Forster klang der Abend bis nach Mitternacht langsam aus. Bis tief in die Nacht tauschten sich die Teilnehmer in lockeren Gruppen und Gesprächen zu Fachthemen aus.

Steigende Anforderungen an die Cybersicherheit

Um 0 Uhr begann der zweite Tag mit Wilfried Schröter. Sein Thema war die Informations- und Cybersicherheit. Dabei informierte er die Zuhörer über im Publikum oft noch unbekannte, aber absehbare Neuerungen bei NIS2, Kritis sowie einer möglichen Novelle von MPBetreibV und StrSchG.

In einem kurzen Wortbeitrag appellierte Manfred Kindler an die Zuhörer, auf Risiken durch ein mögliches Übernahmeverschulden zu achten. Er mahnte, dass untergeordnete verantwortliche Stellen den Betreiber schriftlich auf Missstände wie personelle, zeitliche oder fachliche Überforderung hinzuweisen haben, um rechtzeitig die Gefahr eines Delegationsverschuldens durch den Betreiber zu melden.

Interoperabilität von Daten

Gleich im Anschluss gab Dipl.-Ing. Jörg Schönfeld interessante Einblicke. Sein Thema war die Einführung einer Interoperabilitätsplattform im Bundeswehrkrankenhaus Berlin. Strukturiert bereitete er mit seinem Team und dem Gerätepark die Daten auf. Er wies zugleich auf die künftigen Vorteile durch schnellen Austausch hin. Ebenso zeigte er kommende Anforderungen und der Reaktionen darauf, inklusive der Bereitschaft zu einem rechtskonformen Datenaustausch unter den Großkliniken in Berlin.

Netzwerkanalyse und Ortung Medizintechnik

Danach gab Dipl. Ing. Martin Müller praxisnahen Einblick in Ortung und Datenanalyse medizinischer Geräte. Er beschrieb den Weg von der einfachen Netzwerkanalyse bis zur Datenerhebung von Geräteauslastungen und deren Standorten. So wie bereits zuvor durch Herr Schröter mahnte auch Herr Müller zu sorgsamer Prüfung eines Referentenentwurfs der MPBetreibV. Hierzu erläuterte er die derzeit geplanten Änderungen und Ergänzungen der aktuellen Rechtsgrundlage.

Mitgliederversammlung und Novelle MPBetreibV

Nach einer kurzen Stärkung in der Kaffeepause folgte die interne Mitgliederversammlung des fbmt. Neben Satzungsthemen wurden zahlreiche strukturelle Themen besprochen. Eine intensivere Diskussion erfuhr der für Viele überraschende Referentenentwurf der MPBetreibV. Es entstand Konsens, dass der fbmt auf den Entwurf reagieren wird, wenngleich die Fristsetzung enorm knapp bemessen ist. Einige Mitglieder verwiesen auf mögliche Patientengefährdung, die durch den aktuellen Referenzenentwurf entstehen könnte. Ebenso könnten derzeit angedachte Neuerungen der MPBetreibV hinderlich für neue Technologien sein und sogar negative Auswirkungen auf weitere Beteiligte haben.

Alle Teilnehmer fanden sich im Anschluss bei einem gemeinsamen Mittagessen mit vielen fachlichen Gesprächen wieder zusammen.

Podiumsdiskussion zum Fachkräftemangel

Frisch gestärkt hörten die Gäste und Mitglieder danach der kurzen Diskussion zu. Kernthema war der Fachkräftemangel nebst Herausforderungen bei Aufbau und Erhalt der Belegschaft in der Medizintechnik. Gabriela Kämmler vom Oberstufenzentrum Informations- und Medizintechnik, Dubravka Maljevic als Präsidentin des fbmt sowie Dr. Stefan Mayer-Gürr von der emtec e.V. und Markus Wortmann von der VAMED Service- und Beteiligungsgesellschaft m.b.H tauschten sich konstruktiv und interessant zu den Themen vor den Zuhörern aus.

Anschließend würdigte der fbmt die ehrenamtlich tätigen Mitglieder des MTcert inklusive eines kurzen Sprints durch dessen nun 20-jährigen Geschichte.

Lebertransplantation mit KI und VR

Dr. Stefanie Remmele gab danach einen spannenden Einblick in die Entwicklung hin zu KI-gestützter Lebertransplantation. Diese soll zudem künftig verstärkt mit VR-Brillen (virtuelle Realität) begleitet werden. Daraus ergeben sich unter anderem Vorteile durch präzisere Operationen und Ersparnis an Zeit.

Kinder zu Hause mit künstlichem Herz

Ein weiterer spannender Vortrag folgte durch Dr. rer. biol. Frank Münch vom UK Erlangen. Im Vortrag zeigte er eindrucksvoll, wie es trotz künstlichem externen Herz Kindern ermöglicht wird, zu Hause zu leben. Sogar Spaziergänge und der Besuch im Kindergarten sind machbar. Der Vortrag war in Bildern und Videos zusammen mit seinen Erfahrungen sehr beeindruckend. Vollkommen geerdet zeigte er, wie in seinem Arbeitsbereich weltweit erstmalige Wege beschritten werden, die Kindern die Wartezeit auf ein Spenderherz erleichtern und zugleich bisher undenkbare und weitgehende Normalität ermöglichen.

Tragbare, smarte Medizinprodukte in der Klinik

Final gab Katharina Käbisch vom UK Leipzig Einblick in ihre Erfahrung mit neuartigen, tragbaren Medizinprodukten = Wearables. Auch ihr Vortrag zeigte, wie offen und interessiert die Medizintechnik für neue Wege ist. Zugleich wurde in ihrem Vortrag klar, welche Voraussetzungen künftig noch erfüllt werden müssen, um Wearables messtechnisch und rechtlich sicher im klinischen Umfeld einsetzen zu können.

Fazit Fachtagung fbmt 2023, Ausblick 2024

Ein großes Kompliment an die Organisatoren, Referenten und Aussteller,  besonders an Christine Krumm sowie an die Präsidentin und dem Präsidium nebst den Vorsitzenden des fbmt. Die Fachtagung 2023 war die Reise wert. Denn Herausforderungen lassen sich am besten gemeinsam lösen. Selbstverständlich wird der Referentenentwurf der MPBetreibV weiter beobachtet.

Quelle Text: Tafelmeyer

Quelle Bild: Manfred Kindler

 

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