(April 2022) Nur 13 Prozent der Deutschen wissen, dass die Gesundheitsbranche mehr zum Klimawandel beiträgt als Schifffahrt oder Flugverkehr. Für jeden Zweiten hat das Senken des Energieverbrauchs bei der Klimawende im Gesundheitswesen höchste Priorität: Darüber informiert die aktuelle PwC-Studie Healthcare-Barometer 2022.
Der Klimawandel zählt zu den größten Gefahren für die menschliche
Gesundheit im 21. Jahrhundert. Ausgerechnet die Gesundheitsbranche
selbst trägt einen wesentlichen Teil zur Klimakrise bei, doch das ist
nur wenigen Deutschen bekannt: Lediglich 13 Prozent der Bürger:innen
wissen, dass der Gesundheitssektor mehr CO2-Emissionen ausstößt als
die Schifffahrt oder der Flugverkehr. Vielmehr halten 49 Prozent die
Schifffahrt irrtümlich für den größeren Klimasünder, 38 Prozent tippen auf den Flugverkehr. Dass der Klimawandel mit gravierenden gesundheitlichen Folgen einhergeht, macht den Deutschen allerdings durchaus Sorgen. Das sind
zentrale Ergebnisse des „Healthcare-Barometers 2022“ zum Schwerpunkt
Klimawandel, einer repräsentativen Befragung der Wirtschaftsprüfungs-
und Beratungsgesellschaft PwC unter 1.000 Bürger:innen. PwC
veröffentlicht die Studie bereits zum achten Mal in Folge.
„Der Gesundheitssektor trägt mit 4,4 Prozent der CO2-Emissionen
weltweit eine große Mitverantwortung für die drohende Klimakrise,
etwa durch seinen hohen Energieverbrauch oder globale Lieferketten.
In Deutschland liegt dieser Wert sogar bei 5,2 Prozent, wie die
Nichtregierungsorganisation „Health Care Without Harm“ ermittelt
hat*. Es ist dringend notwendig, dass der Öffentlichkeit diese
Faktoren bewusst werden“, sagt Michael Burkhart, Leiter des Bereichs
Gesundheitswirtschaft bei PwC Deutschland. „Nur so entsteht der gesellschaftliche Druck, unter dem die Branche sich ihrer Verantwortung stellt und für mehr Nachhaltigkeit einsetzt.“
87 Prozent fürchten die gesundheitlichen Folgen der Klimakrise
Das ist dringend notwendig, denn der Klimawandel belastet die
menschliche Gesundheit enorm – sowohl in physischer als auch in
psychischer Hinsicht. Das ist den Bürger:innen durchaus bewusst. So
gehen nur 13 Prozent davon aus, dass die Klimakrise keine
gesundheitlichen Auswirkungen hat. Die Deutschen fürchten vor allem
mehr Herz-Kreislauf-Erkrankungen, ausgelöst durch Hitzewellen, wie 55
Prozent der Befragten bestätigen. Ebenso sorgen sie sich um das
häufigere Auftreten von Asthma und anderen
Atemwegserkrankungen durch die zunehmende Luftverschmutzung (46
Prozent) und von Allergien wie Heuschnupfen durch den veränderten
Pollenflug (44 Prozent). „Es ist keinesfalls übertrieben, wenn die
Erderwärmung als größte Herausforderung für die globale Gesundheit
des 21. Jahrhunderts bezeichnet wird. Denn neben den direkten
Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen bedrohen uns die
indirekten Folgen der Klimakrise: etwa die Zunahme von
Infektionskrankheiten durch zerstörte Ökosysteme oder der
eingeschränkte Zugang zu Wasser und Nahrungsmitteln weltweit“,
kommentiert Sevilay Huesman-Koecke, Head of Business Development bei
PwC Deutschland.
Jeder zweite Deutsche fordert Senkung des Energieverbrauchs
Welchen Weg sehen die Deutschen aus der weltweiten Klimakrise? Wo
soll die Gesundheitswirtschaft sich in puncto Nachhaltigkeit
engagieren? Priorität hat aus Sicht der Bürger:innen das Senken des
Energieverbrauchs, wie 50 Prozent fordern. An zweiter Stelle steht
eine energieeffiziente Renovierung oder Gestaltung von Gebäuden (48
Prozent), gefolgt von der Förderung erneuerbarer Energien im
Gesundheitswesen (43 Prozent). „Damit legen die
Studienteilnehmer:innen tatsächlich einen Finger in die
Wunde, denn das Gesundheitswesen – insbesondere der Krankenhaussektor
– hat einen enorm hohen Energie- und Wasserverbrauch. Auch durch die
nichtunerheblichen Abfallmengen, ist das deutsche Gesundheitswesen
ist alles andere als gut gerüstet für die Zukunftsziele. Deshalb ist
es dringend notwendig, dass die Gesundheitsbranche Anreize erhält,
energie- und ressourcenschonender zu arbeiten. Ein erster Ansatz
könnte eine neue Krankenhausfinanzierung sein, die keine Anreize
bietet, immer mehr Fälle zu generieren“ so Michael Burkhart.
Jüngere haben einen realistischeren Blick auf die Klimakrise
Über die Folgen des Klimawandels sind jüngere Menschen besser
informiert als ältere Zielgruppen. So schätzen 49 Prozent der 18- bis
34-Jährigen, aber nur 32 Prozent der über 55-Jährigen den Anteil von
medizinischem CO2 an den Gesamtemissionen (zum Beispiel durch den
Energieverbrauch, durch Transporte oder Narkosegase) realistisch ein.
Insgesamt ist die Unsicherheit zum Thema in Deutschland groß:
Altersübergreifend geben 36 Prozent der Befragten an, dass sie den
Anteil nicht abschätzen können. „Es ist ermutigend, dass gerade jüngere Menschen über Klimaschutz gut informiert sind. Sie haben das Thema durch die
Fridays-for-Future-Bewegung in die Öffentlichkeit getragen und werden
sich auch künftig an den Schaltstellen dafür einsetzen. Denn wir
benötigen dringend eine weltweite Strategie für eine klimafreundliche
Gesundheitsversorgung“, bilanziert Sevilay Huesman-Koecke.
Die gesamte Studie finden Sie hier.
Quelle Text: PwC
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