(März 2020) Stationär und ambulant tätige Laborärzt*innen, die die COVID-19-Tests durchführen, arbeiten am Limit. Der Berufsverband Deutscher Laborärzte (BDL) schätzt, dass derzeit (KW 12) rund 40.000 dieser Tests am Tag durchgeführt werden – mit steigender Tendenz. Parallel arbeiteten die Hausärzte unter Hochdruck daran, jenseits von Coronavirus und Influenza die Sprechstunden für chronisch kranke Patienten wie Diabetiker oder Menschen mit Schilddrüsenerkrankungen für Laboruntersuchungen so gut wie möglich offenzuhalten.
Die medizinische Laboratorien hätten sehr flexibel auf die aktuelle Herausforderung reagiert und schnell alle erforderlichen Ressourcen für die Coronavirus-Testung mobilisiert. „Unsere laborärztlichen Kolleginnen und Kollegen sowie ihre Mitarbeiter leisten rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche viele Überstunden“, so der Vorsitzende des BDL, Dr. Andreas Bobrowski (Lübeck).
Gerade in der Krise zeige sich besonders deutlich, wie wichtig die Stärkung des wohn-ortnahen Facharztlabors sei. Es könne nicht nur unmittelbar vor Ort die Labortestung auf Coronaviren vornehmen, sondern auch die Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden sicherstellen und Ärzt*innen sowie Patient*innen zeitnah und umfassend beraten. Damit verbunden sei eine hohe Flexibilität und eine schnelle Reaktion, wenn es darum gehe, Krankenhäusern und Praxen die nötige Sicherheit zur Fortführung ihres Versorgungsauftrages zu geben. Auch die beispielsweise in Schleswig-Holstein praktizierte direkte Abnahme von Abstrichen in dafür geeigneten Räumen beim medizinischen Labor vor Ort garantiere durch den direkten Kontakt von Bereitschaftsärzten und Laborärzten bei besonders gravierenden Fällen eine schnelle Notfallanalytik.
Sorge macht dem Verband allerdings, dass die für die Testung erforderlichen Materialien – Entnahmesets, Extraktionsmaterialien und Reagenzien – knapp werden. Auch bei der Schutzkleidung bleibe die Situation angespannt. Bobrowski appellierte an die Politik, die Beschaffung und Steuerung dieser unverzichtbaren Ausstattung weiter zu verbessern – auch um die Infektionsgefahr für das medizinische Personal zu verringern. Für die medizinischen Laboratorien als „kritische Infrastrukturen“ müssten ausreichend Schutzmaterialien für alle Mitarbeiter vorhanden sein, damit diese in ihrer unverzichtbaren Arbeit nicht selbst krankheitsbedingt ausfallen.
Nur wenn es gelinge, alle an der Diagnostik beteiligten Laboratorien auch weiter mit Ab-nahmematerialen, Vorbereitungskits und Reagenzien zu versorgen, könne die Ausbreitung der Epidemie auf lokaler Ebene eingedämmt werden. Hierzu ruft der BDL alle staatlichen Stellen in Bund und Ländern auf. Darüber hinaus müsse die labormedizinische Versorgung chronisch kranker Menschen unbedingt gesichert werden – die Laborkapazitäten für diese Patienten hätten sich durch COVID-19 nicht verringert.
News von der Pressekonferenz Ende März
Die Schnelltests, die in den letzten Tagen in den Medien vorgestellt wurden und Ergebnisse in wenigen Stunden liefern sollen, seien qualitativ nicht ausreichend, erklärten die Laborärzte Dr. Matthias Ort (Stuttgart), Dr. Thomas Lorentz (Kiel), Dr. med. Theo Stein und Dr. Andreas Bobrowski in einer Pressekonferenz am 26. März. Auch Selbsttests scheiterten daran, dass die Probenentnahme nicht professionell und vergleichbar durchgeführt würde. Ferner können mit der patientennahen Diagnostik (POCT) nur geringe Mengen der wichtigen Tests vorgenommen werden.
Erfreut zeigten sich die Labormediziner darüber, dass auch die Inhouse-Testung ohne CE-Zulassung unkompliziert dazu beiträgt, viele Menschen zu testen. Gerade in der Forschung ist die PCR-Methodik (Polymerase-Ketten-Reaktion) weit verbreitet und das Personal ist dafür gut geschult. Hier lassen sich Reagenzien austauschen: das Labor ist somit flexibler, Engpässe in der Lieferung abzumildern.
Bis sichere quantitative Antikörper-Tests (Immunglobuline IgG und IgA) auf den Markt kommen, vergeht allerdings noch einige Zeit. Bisher sind nur qualitative und damit nicht sehr aussagekräftige Ergebnisse möglich – über den IgG und IgM-Nachweis. Diese Aussagen sind nur kurzfristig ausreichend. Da die Antikörper sich meist erst 4 Wochen nach Infektion nachweisen lassen, bleiben sie eine Herausforderung für die spätere Phase der Krise. Zum Nachweis einer Immunität jedoch nützen sie nicht, auch aufgrund der möglichen falsch-positiven Ergebnisse.
Ein positives Fazit ziehen die Ärzte des BDL: Weil wir in Deutschland so viele Labore höchster Qualität vorhalten und viele Tests auf den SARS-CoV-2 Virus durchführen, fällt unsere Sterberate so gering aus. Es zahlt sich also aus, in Deutschland zu produzieren bzw. zu testen. Ihre Prophezeihung: Vielleicht hat die Pandemie und diese Krise letztendlich eine positive Wirkung auf die inländische Wirtschaft, wieder vermehrt im eigenen Land herzustellen…
Quelle Text: Berufsverband Deutscher Laborärzte e. V. (BDL) / Mirjam Bauer
Quelle Bild: Mirjam Bauer