(Mai 2020) Eine neue kontaktlose Lösung für Corona-Tests wurde Anfang Mai in Dorfprozelten/Bayern als Prototyp vorgestellt. Statt medizinischem Fachpersonal leiten ein Videosystem sowie ein Roboter die Menschen an und sammeln Proben ein. Das innovative System reduziert die Infektionsgefahr und setzt dringend benötigtes medizinisches Personal für die Arbeit in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, beim Deutschen Roten Kreuz oder dem Technischen Hilfswerk frei.
Der vollautomatische Test funktioniert im „Drive-In-Verfahren“. Personen mit Verdacht auf eine Corona-Infektion fahren im Auto an die Teststation heran. Per Videoanleitung werden sie Schritt für Schritt durch den Prozess begleitet. Zu Beginn scannt jede Person ihren Personalausweis ein und desinfiziert sich die Hände, anschließend werden die persönlichen Daten einem Teströhrchen mit Barcode zugeordnet. Ein Fanuc-Roboter scannt den Barcode und überreicht das Teststäbchen an den Probanden, der die Probe selbständig mithilfe einer Videoanleitung durchführt. Zum Schluss übernimmt der Roboter das gebrauchte Teströhrchen – und lagert es bis zum Transport ins Labor ein.
„Um sicherzustellen, dass jeder Test verwertbar ist, kann die Abstrichentnahme per Kamera-Übertragung von einer medizinisch ausgebildeten Person überwacht werden“, erläutert Severin Bobon, Mit-Inhaber von BoKa Automatisierung. Weil Videosystem und Roboter viele wichtige Arbeitsschritte übernehmen, könne ein Arzt mehrere Teststationen gleichzeitig kontrollieren. Andere Mediziner würden dadurch entlastet und Massentests erleichtert. Auch Schnelltests könnten mithilfe des automatisierten Systems durchgeführt werden. „Je nach Länge des Erklärvideos dauert eine Testung zwischen vier und sechs Minuten“, sagt Bobon. Da das Testsystem für zwei Personen gleichzeitig ausgelegt sei, könnten im 24-Stunden-Dauerbetrieb so pro Tag und Anlage rund 500 Proben kontaktlos eingesammelt werden.
In der Zelle arbeitet ein sechsachsiger Fanuc LR Mate 200iD/7L, also in einer Langarmversion mit 911 mm Reichweite. Die Steuerung ist platzsparend unter dem Arbeitstisch untergebracht. Um die Arbeitsfläche in der Zelle für die Trays mit Teströhrchen freizuhalten, wurde der Roboter hängend angeordnet. So kann der LR Mate nach beiden Seiten hin arbeiten. Um im Vorfeld der Entwicklung zu ermitteln, ob der Roboter alle Arbeitspunkte und die Probanten auf beiden Seiten der Zelle erreicht werden, hat man bei BoKa eine Offline-Simulation erstellt. Um dem Gesundheitswesen nicht unnötig Testequipment für den Bau der Zelle vorzuenthalten, wurde mit vergleichbaren Röhrchen „geübt“. Die Trays zur Aufnahme der Teströhrchen können nach den Erfordernissen einzelner Labors einfach angepasst werden.
Sollte der von BoKa Automatisierung entworfene Prototyp im Gesundheitswesen Anklang finden, könnte die kontaktlose Corona-Testung schon bald praktisch zum Einsatz kommen. Seit Wochen sind medizinische Fachkräfte deutschlandweit im Corona-Dauereinsatz. Vielerorts gab es Engpässe bei Corona-Tests. Derweil wächst die Sorge vor einer zweiten Infektionswelle.
Quelle Text und Bild: Fanuc Deutschland/Boka