(September 2018) Die Augenärzte wollen eine Vorreiterrolle bei der Nutzung von Big Data einnehmen. „In Deutschland hat die Medizin auf diesem Gebiet einen starken Nachholbedarf“, erläutert Frau Professor Dr. med. Nicole Eter, Präsidentin der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG). Der bevorstehende Kongress steht daher unter dem Motto „Ophthalmologie 4.0“.
In zahlreichen Symposien und Workshops diskutieren Experten über Digitalisierung, Vernetzung, Datenschutz, Telemedizin, Apps für Patienten und Ärzte sowie Künstliche Intelligenz. Neu ist der „Digital Sunday“. Die Veranstaltung findet vom 27. bis 30. September 2018 in Bonn statt.
Im Zentrum der DOG-Aktivitäten steht der Aufbau eines zentralen Augenregisters, wie es zum Teil in den USA, Großbritannien, Australien und Dänemark schon vorhanden ist. In die bundesweite Datenbank sollen alle Augenärzte, ob ambulant oder klinisch tätig, pseudonymisierte Informationen zu Behandlungen und Verläufen eingeben. „So können Forscher beispielsweise analysieren, welche Linsen-Implantate bei Grauer-Star-Operationen besonders zuverlässig sind oder welche Injektionsschemata die Therapie der altersabhängigen Makuladegeneration begünstigen“, erläutert Eter. Davon könnten die Patienten profitieren, deren Behandlungsqualität und -sicherheit erhöht würde.
Darüber hinaus setzen die DOG-Experten auf neue Erkenntnisse durch die Anwendung von Algorithmen, also die Auswertung großer Datenmengen mittels Künstlicher Intelligenz (KI). „Deep Leaning hilft, auffällige Merkmale für Krankheitsverläufe zu entdecken“, erklärt die DOG-Präsidentin. So sei es beispielsweise gelungen, aus Bildern der Netzhaut Allgemeinerkrankungen wie Bluthochdruck herauszulesen.
Die elektronische Vernetzung würde zudem Doppeluntersuchungen und unnötig häufige Arzt-Patienten-Kontakte vermeiden helfen. Auch können Patienten-Apps, die im Heimgebrauch zur Kontrolldiagnostik angewandt werden und die Ergebnisse an den Behandler übermitteln, lange Wege zu spezialisierten Zentren ersparen. Erste Erprobungen mit einer Sehtest-App oder einer Augeninnendruck-Selbstmessung bei Grünem Star finden bereits statt. „Ob Diagnostik per App oder Algorithmus: Das alles sind Systeme, die den Arzt zwar unterstützen,“ betont Eter, „ihm die kritische Auswertung aber in keinem Fall abnehmen oder eine empathische Arzt-Patientenbeziehung ersetzen können.“ Digitale Anwendungen eröffnen Medizinern vielmehr Freiräume, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren – „auf die Zuwendung zum Patienten und eine stärker personalisierte Behandlung“, so Eter.
Im Rahmen der DOG stehen auch andere wichtige Themen auf dem Programm. Dazu zählen etwa Fahrassistenzsysteme im Straßenverkehr, Biomaterialien in der Augenheilkunde, neue Möglichkeiten in der Bildgebung, Fortschritte bei individuellen Kunstlinsen oder die minimalinvasive Augenchirurgie.
Quelle Text: Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG)
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