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Austausch in der Medizintechnik: Nachhaltigkeit vor!

(August 2024) Ein spannendes und umfangreiches Programm für Medizintechniker bot ein Informationstreffen im Juni in Hamburg. Von IT- und Patientensicherheit bis zur KI in der Medizintechnik – mit Bezug auf Normen und regulatorische Anforderungen – war alles dabei. Auch ein Update zur Krankenhausreform brachte wichtige Informationen. Besonderes Highlight: Der Besuch des Reparaturzentrums für Endoskope und ein Schadenspräventionstraining, denn: Nachhaltigkeit lohnt!

Der Olympus med.tech.talk ist ein bereits etabliertes Format, jährlich dürfen sich dort Medizintechniker aus verschiedensten deutschen Kliniken über neue Entwicklungen informieren, Best-Practices diskutieren und ein wenig nordisches Flair genießen – mit viel Zeit zum Networking.

So erläuterte Oliver Heggblum vom UKE Hamburg verschiedene Facetten der IT-Sicherheit in der Medizintechnik. Seine Thesen: Je mehr die Informationstechnologie Bestandteil von Medizinprodukten wird, umso mehr gewinnen typische IT-Risiken an Relevanz. Da die Netzwerkverbindungen oft auch ein Einfallstor für Schadprogramme sind, ist eine Trennung zwischen IT und Medizintechnik „an der Netzwerkdose“ nicht mehr sachgerecht oder zeitgemäß. Die Angreifer sind heutzutage oft hochprofessionelle Spezialisten, auch mit politischem Hintergrund. So muss die IT-Sicherheit von Unternehmen und Kunden als gemeinsame Aufgabe verstanden und gelebt werden.

Bernd Schleimer vom TÜV Süd vermittelte, wie die Künstliche Intelligenz (KI) in der Medizintechnik die Arbeit verändern wird. Zunächst erläuterte er einige Basics, etwa den Unterschied zwischen schwacher und starker KI. Sein Fazit: Nur durch Investitionen in KI und Plug-and-Trust-Interoperabilität können Kliniken zukunftsfähig arbeiten. Die Medizin 4.0 ist personalisiert, digitalisiert und präventiv! Von der Auflösung des Innovations- und Investitionsstaus können alle Beteiligten, auch die Medtech-Industrie, profitieren.

Der Status Quo der Krankenhausreform samt Ausblick war Thema von Manuel Heuric, BinDoc GmbH. Er referierte über die Chronologie und über die Definition und Zuweisung der Leistungsgruppen. Beteiligt sind daran das BMG, zustimmend der Bundesrat und zuweisend die Landeskrankenhausplanungsbehörden. Eine Prüfung der Qualitätsvoraussetzungen wird durch den Medizinischen Dienst erfolgen. Die Ausgliederung des Vorhaltebudgets aus dem DRG-System übernimmt das InEK. Ab dem Jahr 2026 wird die Implementierung der Vorhalte-Bewertungsrelationen im DRG-Katalog geplant. Die Jahre 2027 und 2028 gelten als Konvergenzphase mit 66 bzw. 33-prozentigem Ausgleich gegenüber dem Ausgangswert aus dem Jahr 2026.

Dr. Ruth Hecker vom Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS) liegen die Belange und Sicherheit von Patienten besonders am Herzen. „Man soll niemals sagen: Das kann mir nicht passieren! – Denn alles ist möglich,“ betonte die Ärztin, die zudem am Universitätsklinikum Essen agiert. Das Ziel jeglicher medizinischen Behandlung muss die größtmögliche Vermeidung von Gesundheitsschäden sein. Doch seit mehr als 20 Jahren gebe es hier leider wenig Verbesserung. Da das APS hauptsächlich mit Ehrenamtlichen arbeitet, freut sich das Bündnis auf Verstärkung – jeder darf mitmachen! Der Welttag der Patientensicherheit – einer der globalen Gesundheitstage der WHO – findet seit 2019 immer am 17. September statt. Die ebenfalls 17. APS-Jahrestagung tagt Ende August in Essen.

Reparaturen und Prävention bei Endoskopen

Im Reparaturzentrum Hamburg durften die Interessierten die verschiedenen „Stationen“, die ein beschädigtes Endoskop durchläuft, besichtigen. Dabei konnten sie intensiv Einblick nehmen, wie die Reparaturen live durchgeführt wurden: von der Eingangskontrolle über die hygienische Aufbereitung, die Überprüfung sämtlicher Funktionen an einem Turm, die Teilmontage, die technische Befundung und die tatsächliche Reparatur bis zur Qualitätssicherung, zur Ausgangskontrolle und zum Versand. Ein Großteil (circa 90 Prozent) aller europäischen Ultraschallendoskop-Reparaturen erfolgt in Hamburg, nur wenige Prozent landen in den Zentren in Großbritannien oder Frankreich (10 Prozent)

Damit die hochwertigen Medizinprodukte lange halten, gab es beim anschließenden Schadenspräventionstraining noch Einweisungen, Tipps und Tricks: Prävention und Schulung sind sehr wichtig für die empfindlichen Endoskope. 70 Prozent sind (leider) beeinflussbare Schäden, nur 30 Prozent sind auf Verschleiß zurückzuführen. Besonders stark betroffen ist das distale Ende, deshalb sollten verantwortungsbewusster Medizintechniker dieses wöchentlich, am besten mit einer Lupe, kontrollieren. Eine neuartige „Protec“-Kappe, die zum Transport und zur Lagerung aufgesetzt wird, soll Schlagschäden vorbeugen, weil – aufgrund der knapp kalkulierten Prozesse oder Unachtsamkeit – die Enden unbeabsichtigt an im Weg stehende Gegenstände stoßen. Zudem dürfen die Schläuche nicht zu stark gebogen werden. Eine besonders empfindliche Stelle ist der Einführungsschlauch, er hat einen Biegeradius von rund 20 Zentimeter. Dieser Radius ist dem medizinischen Personal oft nicht bewusst, deshalb braucht es mehr Kommunikation: Falls man den Schlauch zu stark knickt, sind Schäden bzw. kurze Haltbarkeit vorprogrammiert.

Am Ende haben alle Beteiligten viel gelernt, mit dem Ziel, dieses Wissen an die Untersuchenden in den Kliniken weiter. Die und Qualität ist dem globalen Unternehmen ein wichtiges Anliegen und wie teilnehmende Medizintechniker aus mehreren Krankenhäusern erklärten „sind diese Medizingeräte auch einfach die hochwertigsten und besten im Markt“.

Am 25. und 26. Juni 2025 findet der vierte med.tech.talk statt, Anmeldung erfolgt über Olympus.

Quelle Text und Bild: Mirjam Bauer

 

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